158
C. Länderkunde.
§ 237. Die Bewohner Italiens sind Romanen und bekennen sich fast
ausnahmlos zur römisch-katholischen Kirche. Sie sind heißblütig und räch-
süchtig, aber sparsam und zum Handel geschickt. Infolge der ungünstigen
Besitzverhältnisse und der drückenden Pachtabgaben und Steuern lebt ein
großer Teil der Bevölkerung in Armut. Deshalb ziehen zahlreiche wander-
frohe Italiener als Steinmetzen, Erdarbeiter und als Händler mit Gips-
figuren in die Fremde, ohne ihr Volkstum aufzugeben. Das Hauptziel der
auswandernden Kolonisten ist Nordafrika und Südamerika. In neuerer
Zeit hat sich der Wohlstand sehr gehoben.
§ 238. Siedlungen. Ten Abhang zum Golf von Genna bildet Ligurien.
Hier, an der Riviera, liegen manche Winterkurorte (San Nemo). Ter Haupt-
ort ist Genua (235), Italiens bedeutendster Seehafen in herrlicher Lage am
Apennin. Südöstlich davon bildet eine gebirgige Halbinsel den trefflichen Kriegs-
Hafen Spezia [f^ebfia], in dessen Nähe Carrära liegt. (Marmorbrüche!)
Den X des Apennmlandes (Mittelitalien) nehmen Toskana und Latium
ein. Ju jenem liegen am Arno das knnst- und blumenreiche Florenz (205),
Hauptsitz der Strohhntsabrikation, und die Universitätsstadt Pisa. Livorno
südlich der Arnomündung ist Toskanas erster Ausfuhrhafen. Der Küste
vorgelagert ist weiter südlich die eisenreiche Insel Elba. In Latium erhebt
sich auf Hügeln zu beiden Seiten des Tiber die glänzende, an Denkmälern
und Kunstwerken aller Zeiten reiche „ewige Stadt" Rom (500), zugleich
der Sitz des Königs von Italien und des Papstes. •— Den S des festländi-
schen Apenninlandes (Unteritalien) nehmen Kompanien, Apnlien und
Kalabrien ein. In Kampanien, dem dichtest bevölkerten Teil der eigent-
lichen Halbinsel, steigt vom Strande des Golfes Neapel (vgl. Bnntbild!),
Italiens größte und schönste Stadt, empor (565). Neapel ist zweiter See-
Hasen Italiens und wichtiger Ausfuhrplatz für die landwirtschaftlichen Er-
zeugnisse Süditaliens. Die Industrie besteht in Steinschneiderei ^Läva) und
Korallenarbeiten. Malerische Inseln (Capri [vgl. Bild @.30] mit der blauen
Grotte, Jschia [xsfia]) umkränzen den tiesblauen Golf auf der Seeseite.
Mit Recht sagt der Italiener: „Sieh Neapel und stirb!" Die herrliche
Gegend ist aber auch der Schauplatz verheerender Heimsuchungen durch die
Ausbrüche des Vesuv, wobei die zähe Lavamasse den Berg hinabfließt und
alles vernichtet. Dazu kommen die Aschemnasfen, die in Verbindung mit
Wolkenbrüchen den vulkanischen Tuff entstehen lassen. Ein derartiger Ausbruch
verschüttete im Jahre 79 n. Chr. die drei Städte Pompeji, Herkulaueum und
Stabiä, von denen Pompeji wieder freigelegt ist. Diese Ausgrabungen habeu
über das altrömische Leben manchen Aufschluß gegeben. Die vulkanische Erde
ist jetzt ein Boden von unerschöpflicher Fruchtbarkeit. Der Vesuv hat seit
seinem letzten Ausbruch (1906) seine schöngeformte Spitze eingebüßt. — Be-
rühmt ist in Neapel die deutsche zoologische Station.
In Apulien ist Brindisi der wichtige Endpunkt der Uberlandbahn
London—brindisi. Hier beginnt die Dampferfahrt nach Sues.
Aufgaben. 1. Verfolge den kürzesten Reiseweg von London nach Brindisi!
(Nord-Süde^preß.) 2. Aus welchen Gründen haben die Erholungsorte an der
Riviera eine günstige Lage?
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde Genna Arno
Romulus und die Gründung Noms.
55
I. pic römische Königszeit. 753 — 510.
Roinulns und die Gründung Roms.
§ 57. Latium und Nom. Latium ist eine Ebene, die sich von benenttum. Berghöhen des Apennin allmählich bis zum Meere hin abbacht. Sie wirb vom Tiber durchströmt; südlich schließen sich die ponünischen Sümpfe au sie an, eine ungesunde Fiebergegenb, die auch heute noch nicht entwässert ist.
Aus der Ebene heraus erheben sich die schön gesonnten Albanerberge, die vulkanischer Natur stnb; einer der ausgebrannten Krater wirb von dem Albanersee erfüllt. An ihm lag hoch am Berge Alba Longa, einst der Hauptort unter den vielen Gemeinben der Latiner. Allmählich aber wuchs eine anbete Gemeinbe, Rom, zur bedeutendsten Stadt Latiums heran.kom-Es war in einer zur Verteibigung wie zum Verkehr günstigen Lage am Tiberstrom amf einem nach allen Seiten hin abfallenben Hügel, dem Palatinus, gegründet, wenige Meilen oberhalb der Mündung, so daß es noch für Seeschiffe erreichbar war. Allmählich wuchs die Stadt, breitete sich über sechs anbere, sich rings erhebenbe Hügel aus und würde der Mittelpunkt von Latium.
§ 58. Nomulus. Die Grünbung dieser Stadt, die aus einer kleinen Gemeinde von Bauern und Hirten zur Hauptstadt Latiums, dann zum Mittelpunkt Italiens, enblich zur Beherrscherin eines alle Länder des Mittelmeeres umfassenden Weltreichs wurde, ist von der Sage verherrlicht worden. Trojaner, so erzählt sie, waren unter Führung des Ä n e a s, des Ae Sohnes des Anchises und der Aphrodite oder Venus, aus ihrer durch die Griechen zerstörten Stadt geflohen und endlich an der Küste Latiums gelandet, wo Äneas von dem König Latinus freundlich ausgenommen wurde.
Sein Sohn A s k a n i u s, der auch Julus heißt, erbaute Alba Longa, wo nach ihm eine lange Reihe von Königen regierte. Einer von diesen war Numitor. Ihn stieß sein ehrgeiziger Bruder Amulius vom Throne und zwang seine Tochter Rh e a Silvia, Vestalin, d. h. Priesterin der Herdgöttin Vesta zu werden; als solche mußte sie unvermählt bleiben. Aber Mars, der Kriegsgott, machte sie zu seiner Gemahlin, und ihm gebar sie Zwillinge, Romulus und Remns. Der erzürnte Amulius befahl die Kinder in dem damals über feine Ufer getretenen Tiber auszusetzen. Aber die Wanne, in die man sie gelegt hatte, blieb in den Wurzeln eines Feigenbaumes am Palatinns hängen; hier säugte eine Wölfin, ein dem Mars geweihtes Tier, die Knaben, und endlich fand sie ein Hirt namens Faustulus,
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112 Europa.
wohlgepflegten Garten gleicht. Sie ist darum sehr dicht bevölkert und reich
an größeren Städten.
Die Halbinsel wird vom Apennin, einem jungen Faltengebirge, durch
zogen. Der Apennin erreicht in dem milden, öden, verkarsteten, mit Schutt
Halden bedeckten Kalkhochlande der Abruzzen seine höchsten Erhebungen.
Hier der Gran Sasso, d. i. großer Felsen, 2920 m. Das ganze Gebirge ist
sehr wasserarm. Im n. Teil vorzüglicher Marmor (Carrara). — Die Ostseite
der Halbinsel hat einen schmalen Küstensaum. Die Westseite ist die begünstig
tere mit den bedeutendsten Flüssen, Arno, Tiber und Volturno; sie hat
talreiche Uferlandschaften und Küstenebenen, ist buchten- und hafenreich und
von Küsteninseln begleitet, z. B. Elba, Capri. Um den Arno breitet sich das
fruchtbare toskanische Tiefland aus, das im 8. von der Arnomündung
indes die fieberhauchenden Maremmen (Sumpfniederungen) aufweist. Um
die Tiber die wellige baumlofe römische Campagna (kampänja)*). Sie
ist wenig fruchtbar und geht im 8. in die von Fieberdunst überlagerten
pontinischen Sümpfe über. Das fchönste Gebiet ist die Campanische
Tiefebene, „die glückliche", um den Volturno. Hier erhebt sich in der Nähe
von Neapel der Vesuv in mehr als Brockenhöhe. Die Apulische Ebene
ist wasserarm und steppenartiges Weideland.
Die Halbinsel hat Mittelmeerklima, milde Winter mit sehr seltenem
Schneefall und sonnige, regenlosen Sommer. Regen fällt im Herbst und
Winter. Ein ungewöhnlich warmer, südlicher Wind ist der Scirocco. Die
vor Nordwinden geschützte Riviera (= Gestade), am Golf von Genua, ist
durch ihren milden, sonnigen Winter berühmt und wird von vielen Brust-
kranken aufgesucht. Das Klima der Halbinsel ist dem Gedeihen der Süd-
fruchte (Apfelsinen, Citronen, Feigen :c.) zuträglich. Die Mittelmeergewächse
(Cypresse, Pinie, Myrte, Lorbeer, Agave und Kaktus) haben ihre Vegetations-
zeit im Winter.
Die Inseln. Die bedeutendste ist Sizilien, ein wellenförmiges Tafellands
das im N. in regelrechte Gebirgszüge übergeht, die eine Fortsetzung des
Apennins bilden. Im Ü. der Ätna, ein Vulkan mit vielen Kratern, 3^80 m
hoch. — Vor der Nordküste Siziliens die Liparischen Inseln, ebenfalls
vulkanischer Natur mit dem ununterbrochen tätigen Vulkan Strom doli.
Zu Italien gehört serner die gebirgige Insel Sardinien.
Korsika ist sranzössisch, die Maltagruppe englisch.
Wie fast ganz Südeuropa ist auch Italien größtenteils junges Land,
der Apennin faltete sich zuletzt in der Tertiärzeit. Als Folgeerscheinungen
daher noch jetzt vulkanische Ausbrüche, Erdbeben. (Vergl. S. 25.)
2. Tie Bewohner sind ein romanisches Volk mit einheitlichem
Gepräge. Nichtitaliener gibt es sehr wenige im Lande. „Der Italiener ist
leichter, munterer, erregbarer als der gravitätische Spanier, phantasiereicher
und kunstsinniger als der nüchterne Franzose; der Norditaliener erregt durch
seine Arbeitstätigkeit und Genügsamkeit häufig Bewunderung." In Rom
wohnt das Oberhaupt der römisch-katholischen Christenheit. Die Volksbildung
des katholischen Landes steht auf niedriger Stufe. — Im Altertum war
Italien der Kern des großen Römischen Reiches, das alle Mittelmeerländer
und weite Hinterländer umfaßte. Im Mittelalter blühten besonders Kunst
und Wissenschaft in Italien. Noch heute werden die Meisterwerke der be-
rühmten italienischen Maler bewundert.
Die Ha uptnahrungsguelle der Bevölkerung ist die Land-
Wirtschaft.
*) = das Feld, vergl. Eampanien, Champagne!
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Extrahierte Personennamen: Arno Arno
Extrahierte Ortsnamen: Europa Elba Capri Neapel Genua Sizilien Siziliens Italien Sardinien Korsika Südeuropa Italien Rom Altertum Italien Italien
§ 46. Die Apenninenhalbinsel oder Italien.
101
1
B. Die eigentliche Apenninenhalbinsel ist fast durchweg Ge-
birgsland. Das Gebirge, das sie der Länge nach in einem nach Sw.
offenen Bogen durchzieht, der Apennin, besteht aus grauem Kalkstein
und ist fast unbewaldet. Er beginnt am S.-Fuße der Seealpen, umfaßt
in einem Bogen den Golf von Genua, zu dem er schroff abfällt, und
wendet sich dann der Küste des Adriatischen Meeres zu, das er eine weite
Strecke begleitet. In diesem mittleren Teil, den wilden Abruzzen,
erhebt sich der höchste Berg, Gran Sasso d'jtalia (2900m). Von
der kleinen Halbinsel Monte Gargano aus biegt er nach Sw. ab
und endet an der Straße von Messina in dem Kap Spartivento.
Das im W. seines Bogens gelegene Vorland wird von kleineren Gebirgen
durchzogen, an deren Fuß sich bis zur Küste die durch das Schwemmland
der Flüsse, besonders des Arno und Tiber, gebildeten Tiefebenen von
Toskana und Latium hinziehen. Die Halbinsel zeigt sonst nur wenig
Tiefland. Im So. liegt die meist sandige Tiefebene Apulien, im
Nw. der schmale Küstenstreifen (Riviera, San Nemo) Ligurien, dessen
mildes Klima für Lungenkranke so günstig ist. Drei größere Ebenen
befinden sich an der Küste des Tyrrhenischen Meeres.
1. Das Tiefland des Arno, dessen Ufer von Olivenhainen
bedeckt sind, mit Florenz, der „Blumenstadt", reich an Kunstmerken,
bekannt durch die Fabrikation von Seidenwaren und feinen Strohhüten.
Der Unterlauf des Flusses und die ganze Küste ist sumpfig und erzeugt
das gefürchtete Malariafieber.
2. Das Tiefland des Tiber, des größten aber ungestümen
Flusses der Halbinsel. Diese Ebene, der natürliche Mittelpunkt der
W.-Küste, einst äußerst fruchtbar, jetzt sumpfig, war der Ausgangspunkt
des großen römischen Weltreiches. An der Stelle, wo der Fluß für
größere Fahrzeuge schiffbar ist, wurde Rom gegründet, seit 1870 Haupt-
stadt des geeinten Königreiches Italien und seit dem frühesten Mittelalter
Sitz des Papstes, voll von Denkmälern aller Zeiten. Im So. liegen
die auch wegen der Malaria gesürchteten Pontinischen Sümpfe.
3. Kampanien, der „Garten Italiens", ist der fruchtbarste Teil.
Aus der Ebene erhebt sich hart am Meere der noch fortwährend tätige
Vesuv (1300 m), dessen erster Ausbruch im Jahre 79 n. Chr. Geb. die
blühenden Badeorte Pompeji und Herkulaneum mit seiner Asche begrub.
An seinem Fuße in wundervoller Umgebung liegt Neapel, die volk-
reichste Stadt von ganz Italien; sie zieht sich vom reizenden Meeresstrande
die benachbarten Anhöhen hinauf.
C. Die Inseln. Die Insel Sizilien ist von der Sw.-Spitze
der Halbinsel durch die 31/2 km breite Meerenge von Messina geschieden
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104
§ 46. Die Apenninenhalbinsel oder Italien.
alter war Venedig eine überaus mächtige und durch Handel reiche
Republik, die in Italien, Dalmatien und Griechenland ansehnliches
Besitztum hatte. Prächtige Bauten, darunter die Markuskirche und
der Dogenpalast. Alte Universitätsstadt Padua; das stark befestigte
Verona.
2. In Mittelitalien:
a) Toscana mit Florenz, 205000 Einw., und der Seestadt
Livorno, 98000 Einw. — Zu Toskana gehört auch die Insel Elba
mit Eisensteingruben und Thunfischfang, einst einige Monate das Fürsten-
tum des gestürzten Kaisers Napoleon I.
d) Latium oder Provinz Rom, einen Teil des früheren Kirchen-
staates umfassend; denn der Papst war früher nicht nur, wie noch jetzt,
das sichtbare Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, sondern zugleich
als Beherrscher des Kirchenstaates weltlicher Fürst. Jetzt indessen um-
faßt sein weltliches Herrschaftsgebiet nur noch in Rom den vatikanischen
Palast, die Kirche St. Johann im Lateran und in den Albaner Bergen
ein Lustschloß.
Rom (465009 Einw.), in mancher Beziehung die merkwürdigste
Stadt der Welt, seit 1870 Hauptstadt des Königreichs Italien, liegt
zum größten Teile auf dem linken Ufer des Tiber, zum kleineren auf
dem rechten. In diesem kleineren Teile steht die Peterskirche, die
größte auf Erden, der Vatikan, des Papstes Palast, und die Engels-
bürg, früher Roms Zitadelle. In dem Teile auf dem linken Ufer
liegt der Quirinal, die Residenz des Königs. Die zahlreichen Über-
reste des Altertums, herrliche Werke der neuen Kunst, großartige
Feierlichkeiten an bestimmten kirchlichen Festtagen ziehen immer eine
große Menge von Fremden nach Rom. — Tivoli, in der Nähe von
Rom, mit den Kaskaden des Teverone in den Sabiner Bergen.
3. In Unteritalien:
a) Kampanien. Die schönste Gegend darin ist die am Golf
von Neapel. Hier, in wundervoller Lage, Neapel, die volkreichste
Stadt von ganz Italien, 565 000 Einw. Vor dem Golf von Neapel
liegen die lieblichen Inseln Jschia (iskia) und Capri mit der Blauen
Grotte.
d) Apulien, die Küste des Adriatischen Meeres, f. vom Monte
Gargano. Am wichtigsten der Hafenort Brindisi, wo sich an die
hierher führenden Eisenbahnen die überseeischen Schiffahrtslinien nach
dem Orient anschließen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Johann
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Dalmatien Griechenland Padua Verona Mittelitalien Florenz Toskana Elba Latium Rom Rom Rom Italien Peterskirche Vatikan Rom Rom Unteritalien Kampanien Neapel Neapel Italien Neapel Capri Apulien Adriatischen_Meeres Brindisi
A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 6. Italien. 329
b) Klima und Bodenbedeckung. Das Klima ist mittelmeerisch. Im 8
bildet der Winter die Regenzeit; je weiter nach N, desto mehr sind Frühling
und Herbst die Zeiten der Niederschläge. Diese erfolgen meist als heftige
Platzregen. Das Klima sagt dem Buschwalde („Macchia", Bild 188), der
sich aus niedrigen, dürftig belaubten, immergrünen Sträuchern zusammensetzt,
besonders zu. Außer ihm kennzeichnen das Landschaftsbild der Halbinsel
Ölbäume, Pinien, Zypressen, nach 3 immer häufiger auftretende Orangen,
ferner aus Mexiko eingeführte Agaven und Kakteen. In den kühlern und
niederschlagsreichern Gebirgen wiegen mitteleuropäische Gewächse vor,
sommergrüne Laubhölzer, Kiefern und Tannen.
c) Wirtschaftsleben. Die Bewohner finden ihren Erwerb hauptsächlich
im Boden bau, den künstliche Berieselung, Terrassieruug der Gehänge und
Baumzucht kennzeichnen. Ganze Landschaften stellen vielfach einen einzigen
Fruchthain dar, in dem Oliven, Mandeln, Feigen, Orangen, Zitronen und
Wein geerntet werden. Auf den Anbau des Maulbeerbaums gründet sich die
Seidenraupenzucht^; auch die Geflügelzucht ist von Bedeutung, zahlreich
sind ferner Schafe und Ziegen. Der Fischfang im Meere (Sardellen, Sar-
dinen, Thunfische) liefert eine wichtige Ergänzung des für die dichte Bevöl-
kernng nicht ausreichenden Schlachtviehbestandes und machte die Italiener
zum ersten Fischervolk des Mittelmeeres. Metalle fehlen; dagegen besitzt die
Halbinsel zahlreiche Marmorbrüche, von denen die Gruben bei Carrara
einen wertvollen, weißen Stein liefern (Bild 189). Da Kohlen fast vollständig
mangeln, so benutzt die Industrie die in elektrischen Strom umgewandelte
Kraft des Wassers und die billige menschliche Arbeitskraft. Die Gewerb-
tätigkeit ragt hervor in Seidenweberei, Strohslechterei, Zurichtung von
Edelkorallen, im Kunstgewerbe und im Schiffbau.
6) Siedlungen. Bezeichnend für die Siedlungsweise des vorwiegend Boden-
bau pflegenden Volkes ist es, daß je weiter nach 8, desto mehr große bäuerliche
Siedlungen angetroffen werden, die der Einwohnerzahl nach Städte genannt
werden könnten, während Einzelhöfe und kleine Dörfer nur selten sind.
1. Mittelitalien, a) In dem dichtbevölkerten Toskana, dem alten Etrurien, ist
das Kunstgewerbe und diestrohflechtereihoch entwickelt. Florenz(235) blühte durch
die Gunstseiner Lage an einem den Landverkehr des gesamten tyrrhenischen Apennin-
Vorlandes mit Norditalien und Mitteleuropa vereinigenden Punkte am Ende
des Mittelalters zur mächtigsten und reichsten Stadt Italiens empor. Unter der
Herrschaft der Medieeer wurde sie mit Prachtbauten geschmückt, mit Kunstschätzen
ausgestattet und zu einer Pflegstätte der Wissenschaften erhoben. Wegen seiner
Kunstsammlungen, Kirchen und Paläste ist Florenz heute ein Hauptanziehungspunkt
für zahlreiche Fremde. Hinter Florenz sind die weiter westlich gelegenen Städte,
Pistoja (65) am Hauptpaß über den Apennin und Lueca (80), die Seiden- und Öl-
stadt, in der Entwicklung zurückgeblieben. Pisa (65), die Stadt des „schiefen
Turmes", lag einst an der Arnomündung; an seiner Stelle wurde Livöruo (105)
der Hafen Toskanas, dazu die Hauptwerft für die italienische Kriegsflotte und der
Ausfuhrplatz der Korallen-, Alabaster- und Marmorindustrie.
* Die italienische Seidenraupenzucht ist die bedeutendste Europas; sie steht nur der
Chinas nach und liefert im Jahresdurchschnitt rund 45 000 Doppelzentner Rohseide.
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328
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Büffeln, Pferden, Schafen und Ziegen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden weite
strecken der Maremmen durch Melioration (besonders bei Pisa) in Kulturland
verwandelt. Kesselartige Scholleneinbrüche haben die Westküste reich geglie-
dert. Daß die Erdschichten noch nicht zur Ruhe gelangt sind, läßt die Häufig-
keit der Erdbeben
erkennen.
Zu der stark
gegliederten, mit
Niederungen,
Flüssen und vie-
len Siedlungen
ausgestatteten
Westseite, „dem
Antlitz der Halb-
iusel", steht die
Ostseite in auf-
fallendem Gegen-
satz. Der der
Adria zugekehrte
Abhang des
Apennin ist sanf-
ter geneigt, fast
völlig ungeglie-
dert und bildet
daher im Bereiche
des Mittlern Ge-
birgsteils eine
hafenarme Küste.
Wie im N die Po-
Ebene, so lagert
sich dem Apennin
im 8 das Apnli-
sche Tafelland
vor, aus dem der
durch Hebung
angegliederte
Monte Gär-
gano aussteigt.
Im Apennin
lichen Teile
189. Marmorgewinnung in Carrara.
In die fast reinweißen Kalkfelsen werden mit Preßluftbohrern und mit Hammer
und Meißel Bohrlöcher getrieben. Diese füllt man mit Sprengstoff, den man entzündet,
und zertrümmert so die Felsen in große und kleine Blöcke. Sie werden vierkantig
behauen, ans Meer befördert und nach allen Kulturländern der Erde versandt. Der
Erlös der Marmorbrüche von Carrara. etwa 16 Mi». Mark jährlich, macht fast ein
Drittel des Ertrages sämtlicher Erzbergwerke Italiens und etwa die Hälfte der
Schwefelausbeute aus. (Brüche der Fa. Walton, Eooddy & Cripps Ltd.. Carrara.)
gibt es nur wenig Urgesteine. Er besteht in seinem nörd-
vorwiegend aus Tongestein, während in dem Mittlern und
südlichen Abschnitt höhlenreicher Kalkfels häufig auftritt. Abgesehen von
seinen Marmorschätzen ist das Gebirge arm an nutzbaren Mineralen. Die
Berghänge, namentlich die aus dem leicht abblätternden Tongestein anfge-
bauten, werden von den Regengüssen stark abgespült und erscheinen daher kahl
und öde.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Carrara Walton
Extrahierte Ortsnamen: Europa Carrara Italiens Tongestein
330
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
b) In Umbrien entstand vor den bequemsten Apenninpässen Perugia ^pe-
rüdscha^ (65) nahe am Trasimenischen See. Ancona (65), d. i. Ellbogen (wegen
des Vorsprnngs der Küste), hat als Hafen und Seefestung Bedeutung.
e) Latium, die natürliche Mitte der Halbinsel, dehnt sich als wellenförmige Ebene
zu beiden Seiten des Tiber aus. Hier erwuchs schon im Altertum die Hauptstadt Jta-
liens in der damals wohlangebauten und dichtbevölkerten, jetzt malariaverseuchten,
öden und baumlosen Campagna di Roma (Bild 190). Rom (550) wurde am Tiber an
der Stelle gegründet, wo die Schiffbarkeit des Flusses beginnt und herantretende
Hügel natürliche Sicherheit sowie Schutz vor Überschwemmungen boten. Von diesem
an der alten Längsstraße der Halbinsel gelegenen Punkte, der zudem aus dem nahen
Gebirge leicht mit Trinkwasser versehen werden konnte, öffnen sich gute Wege ins
Hinterland. Bedeutsam für die Entwicklung des Ortes war ferner seine Lage in
der Mitte der Halbinsel und des ganzen Mittelmeergebietes. Jetzt breitet sich Rom,
190. Via Appia.
Die Via Appia führt von Rom durch die in zauberhafter, trauriger Einsamkeit gelagerte, braune Cam-
pagna. Die Trümmer der Wasserleitung von den Albaner Bergen (im Hintergrunde) nach der ewigen
Stadt rufen wie alles ringsumher eine große Vergangenheit zurück.
seit 1870 die Haupt- und Residenzstadt des Königreiches, zu beiden Flußseiten aus
elf Hügeln aus und ist zur modernen Großstadt mit großen, neuen Stadtteilen
geworden, die Seiden-, Schmuck- und Mosaikindustrie treibt und den Eisenbahn-
knotenpnnkt Mittelitaliens bildet. Als Sitz des Papstes Mittelpunkt der katholischen
Welt, reich an geschichtlichen Erinnerungen, an kirchlichen und profanen Bauwerken,
an herrlichen Kunstschätzen ans allen drei Zeitaltern der Geschichte wie keine andere
Stadt der Erde, ist Rom jahraus, jahrein das ersehnte Ziel von zahlreichen Be-
snchern — Pilgern, Künstlern und Gelehrten — aus aller Welt. So blieb „die
ewige Stadt" ein Kulturmittelpunkt für die Menschheit.
2. Süditalien, a) Das „glückliche" Kampanien ist der wegen seiner Frucht-
barkeit am dichtesten bevölkerte und wichtigste Teil Süditaliens. Ten Mangel an
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Umbrien Perugia Trasimenischen_See Ancona Latium Rom Rom Rom Rom Kampanien
1 ) h vi i h ss iif.
3. Palast der Familie Strozzi in Florenz.
Begonnen 1489 von Benedetto da Majano. Das Hauptgesims hinzugefgt 1533 von Simone Cronaca. Zinktzung nach einem Kupferstich in Gailhabaud, Baudenkmler.
4 Palast der Familie Vendramin Calergi in Venedig. Am groen Kanal. Erbaut 1481 von Pietro Lombardi.
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i'iiiius.va.
Jjaccui
Ssonitai
Jtrindisl
Palermo
Castexlamari
Rgr.bedeutet Knigreich 5z. (B.) " Herzogtum Mgf. Qo" Markgrafschaft Gf.(ft) - Grafschaft Igf.cl.) Landgraf schaft Elb. >' Erzbistum B. Bistum
tl Geisicheesilxwu)en "w Greme,-rajv Italien
'Syraeiu
unter den
Hohenstaufen
Q) Malta
' Geograph. Mellen
B. Voigtlnder'e Verlag In Leipzig. Zinktzg. u. Druck v. R- Logs, Leipzig
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